Delegationsreise zur Fernwärmeversorgung in Dänemark

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Dänemark gilt als Vorbild für die nachhaltige Wärmeversorgung. Im nördlichen Nachbarland von Deutschland werden circa zwei Drittel des Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien erzeugt. Vom 20. bis 22. Mai 2025 konnte sich eine Delegationsreise organisiert vom Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), in Zusammenarbeit mit dem dänischen Generalkonsulat und dem Danish Board of District Heating (DBDH) einen Eindruck über die Wärmeversorgung in Dänemark machen. Zwölf Vertreter*innen aus Behörden, Energieagenturen und Ingenieurdienstleistern sowie Universitäten konnten in den zwei Tagen viel von dem Wissen und den dänischen Erfahrungen lernen. Jan Friedrich begleitete die Reise von Seiten der ZEBAU GmbH.

Aus Krisen lernen

Die Ölkrise der 1970er Jahre bedeutete in Dänemark den Start der Wärmewende. Während in Deutschland autofreie Sonntage zur Entspannung der Lage führen sollten, reagierte Dänemark mit einer Abkehr von der Abhängigkeit von fossiler Wärmeversorgung. 1979 wurde das Wärmeversorgungsgesetz beschlossen, wodurch die Wärmeplanung in allen Städten verpflichtend wurde. Seit 2013 sind fossile Heizungen im Neubau, seit 2016 auch in bestehenden Gebäuden, verboten. Eine große Rolle übernimmt bei der Umstellung der Wärmeversorgung die Fernwärme. Seit den 1970er Jahren wurde diese in Dänemark sukzessive ausgebaut, sodass heute circa 70 % der Haushalte an die Fernwärme angeschlossen sind.

Genossenschaften als Treiber der Wärmewende

Der Großteil der dänischen Fern- und Nahwärmenetze sind als Genossenschaft organisiert. Das führt zum einen zu einer hohen Akzeptanz und Identifikation mit den Projekten, zum anderen bezahlen die Fernwärmekund:innen mit den Genossenschaftsanteilen den Hausanschluss. Gleichzeitig dürfen Fernwärmebetreiber keine Gewinne machen, die Überschüsse werden reinvestiert, als geringere Wärmepreis im Folgejahr an die Haushalte zurückgegeben oder als Dividende an die Genoss:innen ausgeschüttet. In Sønderborg, Egtved, Horsens und Vojens konnte die Delegation einen Eindruck über die genossenschaftlichen Unternehmen und deren Anlagen gewinnen.

Vielfältiger Technologiemix

Bei Besichtigung und Vorstellung der Fernwärme-Unternehmen konnte der technologisch breit aufgestellte Erzeugungsmix betrachtet werden. Große Wärmepumpen, Solarthermie, elektrische Heizkessel, industrielle Abwärme und Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen, Biomasse und Power-to-X Anlagen spielen eine wichtige Rolle im Technologiemix der dänischen Fernwärmenetze. Der Anteil der Biomasse soll dabei von aktuell 25 % um ein weiteres Drittel reduziert werden. Zusätzlich leisten Wärmespeicher einen wichtigen Beitrag in dänischen Wärmenetzen. Besichtigt wurde während der Reise ein Erdbeckenspeicher in Kombination mit Solarthermie in der Nähe von Velje. Das Unternehmen Fenagy setzt aktuell Wärmepumpen im Testbetrieb in Kombination mit einem Wärmespeicher stromnetzdienlich ein und kann durch die Wärmeproduktion zu Zeiten günstiger Strompreise für niedrige Wärmegestehungskosten sorgen.

Fazit

Insgesamt können die Erkenntnisse aus Dänemark sicherlich nicht eins zu eins auf die deutsche Wärmewende übertragen werden. Allerdings lassen die Erfahrungen aus Dänemark durch einige Anpassungen Schlussfolgerungen zu. Ob genossenschaftliche Wärmeversorgung, technologisch vielfältige Lösungen oder Kommunalkredite, die Fernwärmebetreiber Investitionen mit niedrigen Zinssätzen und hoher Garantie ermöglichen, die Inspiration aus dem Nachbarland werden bei den Teilnehmenden noch eine lange Zeit nachklingen. Vielen Dank an das Cluster EEHH und das dänische Generalkonsulat sowie DBDH für die großartige Organisation und spannende Reise.

Die Beteiligung an der Delegationsreise fand im Rahmen des regionalen Austausches zum EU-Interreg-Ostseeprojektes „Energy Equilibrium“ statt. Mehr Informationen hierzu unter: Energy Equilibrium – Interreg Baltic Sea Region