Transformation braucht Haltung: Erkenntnisse vom dena Energiewende-Kongress 2025
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November, 2025 – Der dena Energiewende-Kongress 2025 machte eines deutlich: Die Transformation drängt, aber sie geschieht nicht von selbst. Während Know-How, Technologien und Netzwerke wachsen, werden zugleich Ressourcen, Zeit und Aufmerksamkeit knapper. Eine Branche im Spannungsfeld, die zwei gleichzeitige Stimmungen offenbart:
Vor allem 1. Zuversicht, weil Lösungen greifbar sind aber auch 2. Unruhe, weil Unsicherheiten, politische Unklarheit und Engpässe im Alltag spürbar sind. Fortschritt entsteht nicht allein durch neue Technologien, sondern durch Menschen, die Verantwortung übernehmen, Neues ausprobieren und gemeinsam Strukturen weiterentwickeln. Zwischen ambitionierten Zielen, technischen Lösungen und politischen Erwartungen eröffnen sich Möglichkeitsräume: durch Mut und Motivation vieler Akteur:innen, stärkere Datenkompetenz, mutigere Kooperationen, pragmatische Governance und eine neue Kultur des Vertrauens.
Die Herausforderung besteht darin, dieses Spannungsfeld anzuerkennen und dennoch handlungsfähig zu bleiben. Dafür braucht es nicht nur neue Strategien, sondern auch Haltung und den Willen, trotz Unsicherheit zukunftsorientiert zu entscheiden. Welche Impulse aus zwei Kongresstagen bleiben?
- Datenkompetenz ist kein „Nice-to-have“, sondern schafft Handlungssouveränität
- Diversifizierung ist das Gebot der Stunde
- Kommunikation und Kooperationen als strategische Ressource, denn Transformation braucht Verbündete
- Governance braucht eine Kultur des Vertrauens
- Wandel braucht Wissen und Menschen, die es nutzen
Der dena Kongress 2025 bot spannende Impulse, Perspektiven und Gespräche rund um die Zukunft der Energiewende. Wir stehen an einem Punkt, an dem Kooperation, Datenkompetenz, Führungsstärke und vor allem aktive Netzwerkarbeit als A und O gleichermaßen gefragt sind. Denn die Energiewende ist kein rein technisches Projekt, sondern ein gemeinsamer Gestaltungsprozess.
Datenkompetenz ist kein „Nice-to-have“, sondern schafft Handlungssouveränität
Viel wurde über digitale Lösungen, KI und datengetriebene Entscheidungen gesprochen. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt eine deutliche Lücke: Daten liegen vor, werden aber oft nicht geteilt, nicht standardisiert oder nicht strategisch genutzt. Die Erkenntnis: Es fehlt weniger an Technologie als an Strukturen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten, um Daten wirksam in Planungs-, Bau- und Entscheidungsprozesse einzubinden. Auch beim Thema Cybersecurity zeigte sich, dass Technik allein nicht reicht. Resilienz entsteht durch Training, klare Prozesse und eine Führungskultur, die Verantwortung stärkt. Entscheidend seien präzise Ausgangsdaten und die Befähigung von Kommunen durch Beratung, Datenaufbereitung und intelligente Software. Datenplattformen müssen letztendlich klar definieren, was erfasst wird und einfach nutzbar sein. Dabei ist zu beachten: Je intuitiver der Zugang für Kommunen, desto anspruchsvoller die IT, die ihn ermöglicht.
Diversifizierung ist das Gebot der Stunde
Vor allem eine breite, robuste und partnerschaftlich gedachte Aufstellung macht das Energiesystem resilient gegenüber geopolitischen, ökonomischen und klimatischen Risiken. Aber Diversifizierung bedeutet nicht nur mehr Optionen zu schaffen, sondern Abhängigkeiten bewusst zu gestalten und Risiken im Gesamtsystem zu reduzieren. Ob Diversifizierung in Energiequellen, Rohstoffbeziehungen oder Handel, Partnerschaften müssen zudem auf Augenhöhe entstehen und Mehrwerte für beide Seiten schaffen, um echte Resilienz zu ermöglichen.
Kommunikation und Kooperationen als strategische Ressource, denn Transformation braucht Verbündete
Konsequente Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Wirtschaft, zwischen Branchen, zwischen Bund, Ländern und Kommunen ist entscheidend. Doch Kooperation bedeutet mehr als Austausch. Bei der Energiewende geht es um Teamarbeit. Interkommunale Zusammenarbeit, Wissensaustausch und abgestimmte Governance-Strukturen sind entscheidend, auch über Stadtgrenzen hinaus. In mehreren Panels zeigte sich, dass Kooperation in der Energie- und Wärmeplanung immer stärker zu einem strukturellen Erfolgsfaktor wird. Ein praktischer Einblick kam von Vertreter:innen aus Kommunen und Energieagenturen: Kleinere Kommunen profitieren zunehmend von Kooperationen mit Mittelzentren. Kooperation heißt dabei jedoch nicht, Gleichheit zu schaffen, sondern „koordinative Verantwortung“ bei Wahrung der eigenen Identität. Gerade in der kommunalen Wärmeplanung zeigt sich, wie wichtig ein gemeinsamer Blick auf Räume, Infrastrukturen und Versorgungssysteme ist. Wo dieser gelingt, entstehen pragmatische Lösungen, weniger Doppelarbeit und eine höhere Umsetzungsgeschwindigkeit.
Governance braucht eine Kultur des Vertrauens
Viele Akteur:innen spüren, dass bestehende Governance-Strukturen oft zu langsam, zu komplex oder zu wenig anpassungsfähig sind. Deutlich wurde ein wachsender Wunsch nach pragmatischen und zielorientierten Steuerungsmodellen, klareren Zuständigkeiten und verlässlicher Kommunikation. Ohne Vertrauen, ob politisch, institutionell oder interdisziplinär, kann ein Wandel kaum gelingen.
Gleichzeitig wurde betont, dass Bürokratie kein Gegner der Innovation ist. Sie ist Teil der demokratischen Ordnung und damit gestaltbar. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, Regeln so zu denken, dass sie Fortschritt ermöglichen und gleichzeitig zentrale Werte und das, was uns wichtig ist, zu schützen. Das erfordert Mut zum Ausprobieren, Offenheit zum Scheitern und Vertrauen auch in die eigene Gestaltungskraft.
Wandel braucht Wissen und Menschen, die es nutzen
Ob Digitaler Zwilling, Datenplattform oder kommunale Wärmeplanung, digitale Werkzeuge und neue Tools oder Lösungsansätze entfalten ihren Wert insbesondere, wenn Menschen sie verstehen, nutzen und weiterentwickeln. Daher wächst die Bedeutung von Schulung, Qualifizierung und interner Kommunikation. Sowohl auf interner als auch externer Ebene: So müssen wir den steigenden Bedarf an handelnden Akteur:innen decken und neue Kooperationen und Weiterbildungswege zur Fachkräftesicherung schaffen, um die Modernisierungsrate im Bestand zu steigern. Wenn Wissen geteilt und Kompetenzen aufgebaut werden, kann Transformation wirken.
Siehe auch: Unsere ZEBAU-eigenen Seminare, Fortbildungen oder den Fernlehrgang Energieberater:in
