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Der Kommentar zum GEG von Peter-M. Friemert

Fest steht doch, dass wir alles unternehmen müssen, um den fortschreitenden Klimawandel aufzuhalten. Die Novellierung des GEG war lange angekündigt und wird nun mit Nachdruck vorangetrieben. Der vorliegende Gesetzentwurf ist in zahlreichen Runden vorab eingehend diskutiert und formuliert worden. Das öffentliche Echo ist groß und (fast) alle wünschen sich noch Änderungen und Verbesserungen. Das ist im demokratischen System auch nicht unüblich und zeigt auch diesmal wieder Partikularinteressen aus allen gesellschaftlichen Richtungen auf.

Es wird mit der GEG-Novelle deutlich, dass die Politik auf Wärmepumpen als vorzugsweise Zukunftstechnologie bei Heizungssystemen setzt. Absehbar ist aber, dass die ab 01.01.2024 geplante Einführung der 65%-Regel für den Einsatz erneuerbarer Energien vermutlich erst einmal den Markt überfordert. Schon jetzt klagen Hauseigentümer über die Realität am Markt: wer vor Weihnachten noch mit einer Wärmepumpe im eigenen Keller rechnen kann, darf sich glücklich schätzen. Das Handwerk hält das Wärmepumpengeschäft im laufenden Jahr für praktisch gelaufen. Wo also kommen die Wärmepumpen im Folgejahr her, wenn sie nach dem Wunsch der Politik auch noch aus den Lagern vorzugsweise deutscher Wärmepumpenhersteller kommen sollen? Schafft die Industrie den schnellen Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten in diesem Jahr?

Und wenn es – ein, zwei Jahre später – soweit ist: sinken dann die Phantasiepreise für eine Wärmepumpe von bis zu 50.000 €? Die 30%-Förderung sind gut gemeint, wirkt aber auch als Betäubungsmittel für den heilenden Kostensenkungseffekt aufgrund steigenden Angebotes am Markt. Möge der Gesetzgeber auch hier eine gute Hand beweisen, der Kostenfalle nicht nur mit zusätzlichen Steuermitteln für den Verbraucher zu begegnen.

Und dann ist da noch der neue § 71, der unter j) und k) mit den dort beschriebenen Übergangsfristen bei einer Heizungsanlage, die sowohl Gas als auch Wasserstoff verbrennen kann. Das klingt erstmal gut, wenn wir im Jahr 2035 in den Gasnetzen mindestens 65% Wasserstoff hätten. Aber ist das realistisch? Steht eine Strategie für die vollständige Bereitstellung erneuerbarer Energien in Deutschlands Gasnetzen wirklich schon? Zumindest aber vertrauen wir bei weiteren Gasheizungs-Einbauten darauf, dass es eines Tages mal Wasserstoff statt (fossilem!) Erdgas in den Gasleitungen geben wird. Hoffentlich können die Versorger diese Versprechen auch in den kommenden 10 Jahren umsetzen. Und zu welchem Preis? Bis dahin jedenfalls dürfen zukunftsgläubige Hauseigentümer auch weiterhin Gasheizungen mit fossilem Gas betreiben.